Wie schon während des schrecklichen Ebolaausbruchs vor einigen Jahren ist das öffentliche Leben in Sierra Leone durch die Corona-Pandemie stark heruntergefahren worden. Wir profitieren bisher auch dieses Mal von der Lage des Ausbildungszentrums auf einer Insel. Die meisten Menschen haben nicht ansatzweise Geld um zu reisen und halten sich somit vom Infektionsgeschehen auf dem Festland weitestgehend fern.
Verlässliche Zahlen gibt es aus Sierra Leone, wie auch aus vielen anderen afrikanischen Staaten, nicht. Wer nicht ausreichend Geld hat um seine Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Bildung und Ärzten zu versorgen, hat erst recht kein Geld zum Testen. Also: Kaum Tests bedeutet demnach: kaum Infizierte. Wie die Wahrheit aussieht mögen wir uns bei den im Land vorherrschenden Hygieneverhältnissen gar nicht vorstellen. Und es ist natürlich zwei Dritteln der Bevölkerung die keinen gesicherten Zugang zu Wasser haben schwer zu vermitteln, dass die verfügbaren, geringen Ressourcen nicht zum Trinken sondern zum Händewaschen verwendet werden sollen. Ebenso ist Abstandhalten bei den im Land vorherrschenden Wohnverhältnissen eine Illusion der im Wohlstand lebenden Menschen (z.B. in Europa).
Unsere Centermitarbeiter sind von uns angemessen instruiert und zum Erstellen eines umsetzbaren Hygienekonzept finanziell unterstützt worden. Der Betrieb in Tischlerei und Näherei geht bestmöglich weiter. Die anderen Bereiche versuchen in Kleingruppen Mögliches umzusetzen.
Land
Zum 30.  Juni 2020 endete die Abgabefrist für die erforderlich gewordene „Neueintragung“ des Centergrundstücks. Wir haben mit Unterstützung unserer Partner vor Ort (GSSL) sämtliche geforderte Unterlagen eingereicht und durch Interventionen der Mitglieder unseres Managementboards unsere Position nachhaltig untermauert.
Als erste Rückmeldung von offizieller Seite wurden die Institutionen informiert, die sich keine Sorgen um den rechtmäßigen Übergang in die neue Katasterform machen müssen. Wir gehören dazu! Bis zum schriftlichen Bescheid – wer hätte anderes erwartet – möge man sich gedulden. Dies tun wir auch wenn es uns extrem schwer fällt da uns die Umsetzung diverser geplanter und finanziell auch bereits abgesicherter Projekte (Bau, Neueinstellungen, Lösung des Energiethemas) sehr unter den Nägeln brennt.
Sobald uns der schriftliche Bescheid vorliegt öffnen wir die (Geld-) Schleusen und das BYRC wird einen gewaltigen Entwicklungsschritt erleben. Alle im Center Beteiligten und auch die über den Sachstand informierte Bevölkerung warten sehnlichst auf diesen Schritt. Und wir sowieso!
Personal und technisches Equipment
Leider hat einer unserer Sicherheitsleute seinen Job nicht mehr zufriedenstellend ausgeführt, heißt: Er ist nicht zu seinen Schichten erschienen und hat damit die Sicherheit des Centers gefährdet. Auf Raten des Managementboards wurde ihm nach diversen Mahnungen zum 30. Juni gekündigt. Centermanager Brima B. Garrick sorgt für adäquaten Ersatz.
Die Motorsäge ist unermüdlich im Einsatz und mußte leider wegen unsachgemäßer Handhabung der Tischlerazubis kostenaufändig repariert werden. Die positive Nachricht: Der Techniker, der aus Freetown angereist ist um die Reparatur vorzunehmen, bleibt ein paar Wochen in Bonthe. Er vermittelt dem Ausbilder und den Jungs in der Tischlerwerkstatt das entsprechend Know how um anstehende Reparturen zukünftig selber durchzuführen. Die Kosten dafür erarbeitet die Werkstatt selber.
Schulung Reparatur Motorsäge

Ausblick und Fazit
Für alle wahrscheinlich nachvollziehbar haben wir sämtliche Reiseplanungen auf Eis gelegt und werden uns damit erst wieder befassen, wenn in Sierra Leone Corona betreffend klare, sichere Verhältnisse herrschen. Sollten wir die Möglichkeit haben uns durch eine verlässliche Impfung zu schützen werden wir dieses abwägen.
Da die Kommunikation mit unseren Partnern und Mitarbeitern vor Ort seit geraumer Zeit zuverlässig dargestellt werden kann, Antworten in der Regel am gleichen Tag erfolgen, sind wir der festen Überzeugung, auch von Hamburg aus angemessen auf die Centererfordernisse einwirken zu können.

Wir werden immer wieder von Projektunterstützern nach Veränderungen im Bonthe Youth Ressource Center gefragt und ertappen uns oftmals dabei ein negatives Gefühl zu haben, wenn wir antworten: Eigentlich gibt es gerade nichts Neues! Aber eigentlich ist genau diese Aussage im Vergleich zu anderen Projekten von großen NGO‘s in Afrika die Sensation: Wir gehen am 1. Oktober in das achte (!) Jahr des Ausbildungsbetriebes. Und das mit dem großen Rückhalt aller Projektunterstützer. Genau diese Kontinuität ist unsere große Stärke und gibt den Menschen in Bonthe Sicherheit und Perspektive! Danke an alle die mithelfen dies zu erhalten dafür.